Woher kommt der enorme Anstieg der Strompreise in Deutschland?
Warum die Preise dermaßen steigen und ob eine Besserung in Sicht ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Deutsche Verbraucher dürfen derzeit für Strom immer tiefer in die Tasche greifen. Der aktuelle Strompreis liegt laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) durchschnittlich bei 37,14 Cent/kWh. Damit zahlt ein Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 kWh pro Jahr ca. 1.290 € für Strom. Dadurch liegt die Überlegung nah, sich unabhängig von den Strompreisen zu machen und eigenen Strom vom Dach mit einer Photovoltaikanlage zu produzieren.
Die Bestandteile des Strompreises
Um zu verstehen, warum die Strompreise in Deutschland immer weiter steigen, ist es wichtig zu wissen, wie genau sich der Preis zusammensetzt. Er besteht aus den folgenden drei Teilen:
- Steuern, Abgaben und Umlagen (Stand 2022: 39 %)
- Netzentgelt inkl. Messung, Messstellenbetrieb (Stand 2022: 22 %)
- Beschaffung, Vertrieb (Stand 2022: 39 %)
Das heißt, wenn sich in einem dieser Bereiche etwas verändert, verändert sich auch der Strompreis. Seit 2014 ist der Preis um ganze 5 Cent/kWh gestiegen, obwohl die Steuern, Abgaben und Umlagen um fast 15 % gesenkt wurden.
5 Gründe, warum die Strompreise in Deutschland steigen
Gleich mehrere Faktoren greifen ineinander und tragen dazu bei, dass der Strompreis zuletzt so enorm angestiegen ist und vermutlich noch weiter steigen wird.
Grund 1: Größere Stromnachfrage
Wenn die Nachfrage nach Strom bei gleichbleibenden Angebot steigt, erhöht sich grundsätzlich der Gleichgewichtspreis. Beim Strom ist das ebenso der Fall. Die Nachfrage nach Strom steigt bereits seit Mitte 2021 in zwei Sektoren: der Industrie und den privaten Haushalten.
Nach einem enormen Rückgang in der Corona Pandemie baut die Industrie nun immer weiter ihre Kapazitäten aus und produziert mehr. Dadurch verbraucht sie auch mehr Strom in den Geschäftsprozess.
Doch nicht nur die Industrie benötigt mehr Strom, sondern auch Privatpersonen. Durch die Corona Pandemie wird vermehrt Zeit im eigenen Zuhause verbracht, etwa im Homeoffice, wodurch tagsüber der Stromverbrauch zunimmt.
Grund 2: Teure Stromproduktion aus Erdgas
In den Wintermonaten kann generell weniger Strom aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden. Diese entstandenen Lücken müssen durch Kohle- und Gaskraftwerke ausgeglichen werden. Die Stromgewinnung aus Gas ist jedoch aus drei Gründen vergleichsweise teurer:
- Aufwendiger Stromgewinnungsprozess: Das Gas muss verbrannt werden und das Gemisch bzw. der Dampf treibt eine Turbine an, welche an einen Stromgenerator gekoppelt ist.
- Emissionszertifikate: Gaskraftwerk Betreiber müssen über den Kauf von Emissionszertifikaten ihren CO2-Ausstoß kompensieren. Diese Zertifikate sind jedoch knapp, wodurch sich ihr Preis in einem Jahr mehr als verdoppelt hat.
- Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine: Die Unsicherheit in Bezug auf künftige Gaslieferungen ließen die Gaspreise zusätzlich enorm steigen.
Grund 3: Ansteigender Einkaufspreis für Strom an der Strombörse
An der Strombörse richtet sich der Preis, den Stromanbieter bezahlen müssen, um kurzfristig an Strom zu kommen, immer nach der teuersten Herstellungsart, die benötigt wird, um die Nachfrage zu bedienen (also oft aus Gaskraftwerken).
In diesem interaktiven Chart sind die aktuellen Börsenstrompreise einzusehen und lassen sich mit früheren Preisen vergleichen.
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Grund 4: Weniger Wettbewerb um den günstigsten Preis
Im Normalfall stehen Stromanbieter fortlaufend im Wettbewerb um den günstigsten Strom für ihre Kund:innen. Wenn ein Anbieter seine Preise erhöht, müsste er damit rechnen, dass die Kund:innen einfach zu einem günstigeren Anbieter wechseln.
Zurzeit funktioniert das aber nicht, denn immer weniger Stromanbieter schaffen es, die höheren Einkaufskosten beim Strom zu finanzieren und Kund:innen noch ein günstiges Angebot zu machen. Anfang des Jahres gab es schon erste Insolvenzen bei Stromanbietern, die ihre Kund:innen nicht mehr beliefern konnten.
Grund 5: Steigende Netzentgelte
Netzentgelte sind die Gebühr, die Stromanbieter den Netzbetreibern zahlen müssen, damit sie ihre Leitungen nutzen können. Diese Netzentgelte stiegen laut einer Untersuchung der großen Vergleichsportale 2022 um ungefähr 3 %. Ein Grund für den Anstieg ist beispielsweise der Ausbau des Stromnetzes, dessen Kosten die Netzbetreiber auf die Stromanbieter umlegen.
Was wird uns in den nächsten Monaten erwarten?
Genaue Prognosen für 2022 abzugeben ist schwierig, jedoch gehen die meisten Experten gehen aus, dass die Strompreise flächendeckend weiterhin steigen werden. Durch den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland, könnten die Strompreise gesenkt werden. Dazu möchte die neue Bundesregierung einen großen Teil beitragen. Auch Privathaushalte können einen maßgeblichen Beitrag leisten, indem sie eigenen Strom mit einer Photovoltaikanlage produzieren.
Bloomberg New Energy Finance prognostiziert für den Fall, dass 2022 die letzten Atomkraftwerke vom Netz gehen, einen Einbruch des Energieüberschusses: Die deutsche Energiewirtschaft werde 2023 nur noch drei Prozent mehr als notwendig schaffen. Vor der Pandemie 2019 betrug der Überschuss noch 26 Prozent.
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